Der Boston Naming Test (BNT) ist ein weltweit verbreiteter sprachdiagnostischer Test, der zur Untersuchung der Wortfindung (insbesondere bei Aphasien, Demenzen und anderen neurokognitiven Störungen) eingesetzt wird.

Was misst der Boston Naming Test?
Der BNT prüft die Fähigkeit, Bilder korrekt zu benennen – also Wortabruf aus dem semantischen Gedächtnis. Dabei wird die Wortfindung gezielt getestet, und auch semantische sowie phonologische Strategien beobachtet.
Ablauf des Tests (klassische Version)
• Der Patient bekommt 60 schwarz-weiße Strichzeichnungen gezeigt.
• Die Bilder sind nach Schwierigkeit geordnet – z. B.:
• leicht: „Baum“, „Haus“, „Buch“
• schwer: „Dreirad“, „Anker“, „Zirkel“
• Der Patient soll das gezeigte Objekt benennen.
• Falls die Spontanbenennung nicht gelingt, gibt es:
• semantische Hinweise („Das benutzt man zum Schreiben.“)
• oder phonematische Hinweise (Anfangslaut: „An…“)
Was wird genau beobachtet?
Aspekt Bedeutung für Wortfindung
Spontane Benennung Zugriff auf Lexikon ohne Hilfe
Benötigte Hinweise Art und Schwere der Wortfindungsstörung
Fehlbenennungen z. B. semantische Paraphasien („Hund“ statt „Katze“)
Umgehungsstrategien Umschreibungen („Ding, das man zum Nähen nimmt“)
**Nichtreaktion („keine Antwort“) ** evtl. Hinweis auf schwere Aphasie
Bei welchen Störungen ist der Test wichtig?
• Aphasie (besonders amnestische Form)
• Alzheimer-Demenz (typische Wortfindungsstörungen)
• Frontotemporale Demenz
• MCI (mild cognitive impairment)
• nach Schlaganfall / Schädel-Hirn-Trauma
Kurzversionen & Alternativen
• Es gibt auch Kurzversionen mit 15 oder 30 Items.
• Alternativen: AAT-Benennaufgabe, Word Fluency Tests („Nenne in 1 Minute möglichst viele Tiere“)
Fazit
Der Boston Naming Test ist ein diagnostisches Werkzeug zur Untersuchung von Wortfindungsstörungen.
Er zeigt, wie gut der Zugriff auf das mentale Lexikon funktioniert, und hilft, Art und Schwere der Störung zu erkennen.