Ein Abendlied an die alten Riesen


Im goldnen Glanz des Abendlichts,
stehen sie – hoch, gewaltig, schlicht.
Ulmen und Pappeln, Jahr für Jahr,
Wächter der Stille, würdevoll, wahr.
Sie recken die Arme dem Himmel zu,
flüstern im Wind in leiser Ruh.
Ihr Rauschen wie Worte aus ferner Zeit,
als Erde noch jung war und ewig weit.
Die Sonne sinkt, der Tag vergeht,
doch ihre Krone stolz noch steht.
Ein Odem weht durch Ast und Blatt,
das Leben, das uns atmen hat.
Sie wandeln Licht in Atemkraft,
in tiefer, stummer Leidenschaft.
Ein stilles Werk, das niemand sieht,
doch jedes Wesen in sich zieht.
So stehen sie dort in Winterhausen,
und atmen für uns in goldnen Pausen.
Alt sind sie, groß und wunderbar –
und machen die Luft erst wirklich wahr.